WCAG 3.0: Der größte Wandel in der digitalen Barrierefreiheit seit 20 Jahren

Kurze Zusammenfassung:

Mit WCAG 3.0 beginnt eine neue Ära der digitalen Barrierefreiheit: weg von Checklisten, hin zur echten Nutzererfahrung. Das W3C führt ein Punktesystem und neue Stufen (Bronze – Silber – Gold) ein. Unternehmen sollten jetzt WCAG 2.2 korrekt umsetzen, um für den Wechsel ab 2026 gerüstet zu sein.

  1. Paradigmenwechsel: Von technischen Regeln zu nutzerzentrierten Ergebnissen („Outcomes“).
  2. Neue Stufen: Bronze, Silber und Gold ersetzen A, AA und AAA mit höheren Anforderungen.
  3. Praxisbeispiel & Tests: Warum echte Nutzer-Tests entscheidend sind und Projekt Evi Pexa
  4. Erweiterter Geltungsbereich: WCAG 3.0 gilt auch für Apps, PDFs und IoT-Interfaces.
  5. Strategischer Fahrplan: WCAG 2.2 bis 2025 erfüllen, Teams schulen und UX als Markenfaktor verankern.
  6. FAQ: Wichtige Fragen zu Zeitplan, Bronze-Stufe und Testmethoden.

Vom Regelwerk zur Erfahrung: Der Paradigmenwechsel der WCAG 3.0

WCAG 3.0 dreht das Prinzip der Barrierefreiheit um. Statt sich an formalen Regeln festzuhalten, misst der neue Standard, was Menschen tatsächlich erleben. Es geht nicht mehr darum, ob ein Alt-Text vorhanden ist, sondern ob eine Person mit Sehbehinderung den Bildinhalt wirklich versteht.

Laut W3C Working Draft vom September 2025 („W3C Accessibility Guidelines 3.0“) wird der Fokus explizit auf Outcomes statt Erfolgskriterien gelegt. Ein klarer Paradigmenwechsel hin zur Nutzererfahrung.

Dieser Wandel führt Barrierefreiheit aus der IT-Ecke heraus und macht sie zur UX-Disziplin. Das Ziel: digitale Produkte, die funktional, verständlich und fair nutzbar sind. Unabhängig von Einschränkungen.

Mehr zu praxisorientierten Umsetzungen findest du auf der Leistungsseite Barrierefreiheit.

Von AA zu Bronze: Höhere Standards, andere Messlatte

Das bekannte AA-Niveau wird künftig als Bronze bezeichnet, allerdings mit strengerer Messlatte.
Wer die heutige AA-Stufe erreicht, erfüllt nur die Basis für Bronze. Für Silber und Gold werden zusätzliche Verfahren erforderlich: Usability-Tests mit Betroffenen, holistische Reviews und Nutzerfeedback.

Nach Angaben des W3C Silver Task Force wird die neue Bronze-Stufe in etwa dem heutigen AA-Niveau entsprechen, jedoch mit strengeren Mindestpunkten und zusätzlicher Testpflicht.

 

Vergleich WCAG 2.2 vs. WCAG 3.0

AspektWCAG 2.2WCAG 3.0
BewertungsmodellErfüllt / Nicht erfülltPunkte (0–4)
StufenA / AA / AAABronze / Silber / Gold
BewertungsfokusTechnische KonformitätNutzererlebnis („Outcomes“)
TestverfahrenAutomatisiert + manuellZusätzlich holistisch mit echten Nutzern
RechtsbezugBFSG → verbindlich 2025Entwurf (Working Draft)

Die WCAG 3.0 ersetzen 2.x nicht, sondern bauen darauf auf. Wer heute WCAG 2.2 erfüllt, schafft bereits die Grundlage für Bronze.

Testen mit Menschen statt nur mit Tools

Automatische Tests bleiben wichtig, aber sie reichen nicht mehr. Für Silber und Gold müssen reale Nutzer mit Einschränkungen einbezogen werden. Screenreader-Nutzung, motorische Bedienbarkeit und kognitive Verständlichkeit werden Teil des Bewertungsprozesses.

Praxisfall: Evi Pexa

Bei der Website einer griechischen Anwältin habe ich nach technischen Optimierungen (Bildformate von PNG → WebP, Dummy-Seiten entfernt) direkt Barrierefreiheit umgesetzt. Alle Bilder erhielten prägnante, SEO-relevante Alt-Texte, geprüft mit WAVE und getestet über den NVDA-Screenreader auf Griechisch.

Ergebnis
Vollständige Tastaturnavigation, korrekte Fokusführung, klare Lesbarkeit.
Dieser Prozess verdeutlicht, wie Technik und UX-Tests in WCAG 3.0 zusammenlaufen.

Mehr dazu im Blogartikel Technisches SEO.

Checkliste: 5 Schritte für realistische Accessibility-Audits

Technische Prüfung nach WCAG 2.2 (A + AA)
Manuelle Validierung durch Tastatur + Screenreader
Test mit NVDA oder VoiceOver auf mehreren Geräten

Review durch Nutzer mit Behinderung oder UX-Experten

Dokumentation + Score-Ergebnis mit Verbesserungsempfehlungen

WCAG 3.0 geht über Websites hinaus

Der neue Standard heißt offiziell „W3C Accessibility Guidelines“.
Damit endet die Beschränkung auf Websites. Barrierefreiheit wird Pflicht in Apps, digitalen Dokumenten, VR/AR-Umgebungen und IoT-Interfaces.

Das eröffnet Chancen. Wer frühzeitig technologische Schnittstellen (z. B. Smart Displays, Kiosksysteme, E-Books) nach inklusiven Prinzipien gestaltet, positioniert sich als zukunftssicherer Anbieter.
Dieser Schritt passt ideal zur Entwicklung von Generative Engine Optimization, denn maschinenlesbare, nutzerorientierte Strukturen profitieren doppelt: SEO + Accessibility.

Strategischer Fahrplan für Agenturen und Marketer

Das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) gilt seit dem 28. Juni 2025. Die Übergangsphase ist vorbei. Unternehmen, die ihre Websites oder digitalen Services noch nicht WCAG-2.2-konform gestaltet haben, müssen jetzt nachbessern.
Die WCAG 2.2 (Stufe AA) bilden den verbindlichen Standard in Deutschland und Europa. Die kommende WCAG 3.0 bleibt weiterhin ein Entwurf (Working Draft), doch ihre Konzepte – Outcomes, Scoring und Nutzerzentrierung – bestimmen schon jetzt die Richtung.

Kurzfristig (Q4 2025 – Q2 2026)

  • Laufende Audits nach WCAG 2.2 abschließen und dokumentieren.
  • Nachweise und Erklärungen zur Barrierefreiheit öffentlich bereitstellen.
  • Erste UX-Tests nach 3.0-Logik (Outcomes + Nutzerfeedback) einführen.

Mittelfristig (2026 – 2027)

  • Prozesse auf ganzheitliche Bewertung (Scoring, kritische Fehler) umstellen.
  • Teams in Usability-Testing mit Betroffenen schulen.
  • Accessibility-KPIs ins Reporting und SEO-Monitoring integrieren.

Langfristig (ab 2027)

  • WCAG 3.0 Bronze als Mindestziel, Silber als strategisches Differenzierungsmerkmal.
  • Barrierefreiheit aktiv als Qualitäts– und Markenversprechen kommunizieren.

WCAG 3.0 ist noch kein Pflichtstandard, aber wer 2025 bereits UX-orientiert arbeitet und echte Nutzer einbindet, erfüllt heute schon den Geist der kommenden Richtlinie.

FAQ – Die häufigsten Fragen zu WCAG 3.0

Alexandros Lignadis

Alexandros Lignadis

Freelancer Performance Marketing

Seit 2018 optimiere ich Websites, Kampagnen und Strukturen. Besonders wichtig ist mir, dass Projekte nicht nur sichtbar und funktional sind, sondern vor allem nachhaltige Ergebnise liefern.

Meine Schwerpunkte:

  • Barrierefreiheit: weil es nicht nur Pflicht wird, sondern auch Reichweite bringt.
  • Technisches SEO: die Basis, ohne das jede Content-Strategie wackelt.
  • Generative Engine Optimization (GEO): ich optimiere Inhalte und Strukturen so, dass sie nicht nur für klassische Suchmaschinen, sondern auch für KI-Systeme wie ChatGPT, Gemini & Co. verständlich und auffindbar sind.
  • SEA: Performance-orientiert, auf deine Ziele ausgerichtet

Ich begleite Unternehmen dabei, digitale Grundlagen zu schaffen, die langfristig wirken – und dabei gilt für mich:

Prüfe alles, behalte das Gute und füge hinzu, was dich einzigartig macht.